Wuff. Darf ich mich kurz vorstellen? Mein Name ist Butler. Meine Freunde dürfen mich Buddy nennen. Ich bin ein Beagle und hier garantiert der einzig waschechte Schleppenjäger im Blog. Ohne Jungs wie mich wären die anderen Zwei- und Vierbeiner im Schleppjagdbusiness völlig hilflos.
Vom echten „Schleppenjagen“ sind die meilenweit entfernt! Wenn sie Glück haben, schaffen sie es, uns Hunde im Blick zu behalten. Ohne unser helles Gebell, das sogenannte Geläut, würden sich die feinen Jagdgesellschaften garantiert regelmäßig in der freien Natur verlaufen und müssten mühsam vom mitreisenden Begleitpersonal wieder auf Spur gebracht werden.
Das ganze Aufgebot von Reitern und Pferden ist ohne unseren eifrigen Einsatz übrigens keine Schlepp- sondern eine Fuchsjagd. Letzere heißt tatsächlich so, obwohl gar kein echter Fuchs gejagt wird, sondern ein Reiter, der bestenfalls einen angehefteten Fuchsschwanz an der Jacke trägt. Na ja, Füchse hetzen dürfen wir bei der Schleppjagd ja auch nicht. Wir jagen eben auf Schleppe, also einer künstlichen Fährte hinterher, die aus einem Kanis
ter tropft. Wenn wir unseren Master – das ist unser zweibeiniger Chef – foppen wollen, lassen wir uns von dieser Fährte, dem Scent abbringen. Aber weil hinter uns dann immer die blanke Panik ausbricht und unser Chef sich blamiert fühlt, tun wir ihm das nicht all zu oft an. Schließlich haben wir ja eine gute Erziehung genossen. Zumindest was das Schleppenjagen anbelangt.
In Anbetracht der Tatsache, dass wir hoch professionelle Arbeit leisten, ist unser Job echt miserabel vergütet. Dafür würde kein pupsiger Sofabeagle auch nur seinen übergewichtigen Bauch vom Deckchen schwingen. So ein Haushund würde sich wahrscheinlich sogar angewidert abwenden, wenn man ihm einen recht wohlriechenden, lang
e gelagerten Kuhmagen zum Fraß vor werfen würde. Wir kriegen den nämlich als einzige Belohnung zum Abschluss unseres
Einsatzes als Curée, wie die Franzosen zu sagen pflegen. Aber mal ehrlich? Würden Sie sich für so ein Stückchen Rinderpansen über 20 Kilomet
er die Pfoten krumm laufen? Noch dazu wenn Sie sich vorher noch mit 20 bis 30 anderen Kumpels unter effektvollem Knurren darum streiten müssten? Aber was tut man nicht alles für eine gute Show! Wir sind halt echte Profis in unserem Metier und wenn ich ehrlich bin, lieben wir diesen Schlussauftritt besonders. Da ist uns die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums sicher. Die Pferde haben still zu stehen und die Reiter müssen absitzen und dabei zuschauen, wie wir „genossen gemacht“ werden. Die Fußgänger stehen auch noch drum herum und für die musikalische Untermalung unseres Schauspiels sorgen meistens ein paar Jagdhornbläser. Nicht schlecht, oder?
Eigentlich schade, dass ich da nicht mehr dabei sein darf. Vor etwas mehr als zwei Jahren haben die mich nämlich in Rente geschickt. Na ja, es ging mir auch nicht mehr ganz so gut. Nach
8 Jahren in der Vogelsbergmeute konnte ich gegen die jungen Hüpfer nicht mehr anstinken. Die frechen Mäuler haben mich bei Eiseskälte aus dem Kennel – so heißt der Hundezwinger bei Meutehunden - getrieben. Vorn auf der Freifläche habe ich gesessen und mir beinahe die Schnauze abgefroren. Die anderen haben mich einfach nicht wieder nach Drinnen gelassen. So besonders freundlich und solidarisch geht’s da bei uns in der Meute nämlich leider nicht zu. Hier gilt das Recht des Stärkeren und kein Solidarprinzip oder gar „Generationenvertrag“.
Karin, die Frau von unserem Master, hat Gott sei Dank gemerkt, dass ich da draußen zittere und verschaffte mir ein Plätzchen unter der Rotlichtlampe. Da habe ich mich erst mal wieder aufwärmen können. Sonst dürfen da eigentlich nur unsere Welpen liegen, wenn sie ganz klein sind. Weil ich nur noch gekrochen bin, war Karin sogar der Meinung, ich hätte vielleicht sowas wie einen Schlaganfall gehabt. Sie wollte mich nicht mehr zu den anderen zurück lassen. Die würden mich noch um die Ecke bringen, meinte sie und hat ganz besorgt geschaut. Richtig süß!
An dieser Stelle noch mal DANKE und einen ganz großen Schleck mit meiner rosaroten Zunge!
Weil gerade eine Veranstaltung bei uns am Kennel war, während der sich jede Menge Zweibeiner bei uns in Spielberg rumtrieben, hat Karin die Gelegenheit genutzt und einen Pensionsplatz für mich besorgt. Dafür hat sie ganz schön auf die Tränendrüse gedrückt. Die Zweibeiner dachten, ich würde es nicht mehr lange machen. Aber so ein Beagle wie ic
h ist zäh!
Seit Februar 2006 hat man mich nun auf mein Altenteil abgeschoben. Ich lebe unter ganz anderen Verhältnissen bei einer Familie mit zwei Kindern, einer Großmutter und einem bekloppten Ridgeback in der Nähe von Frankfurt. Die Menschen sind gerade noch erträglich, allerdings nervt der Ridgeback. Aber davon erzähle ich Euch beim nächsten Mal, wenn Ihr wieder hier bei uns Schleppenjägern vorbei schaut! Wuff.